03 Hitchhike Competition zum Preikestolen

15. & 16. Mai

Da wir diese Woche nur bis Mittwoch Programm von unserem Studium hatten und dementsprechend 3 Tage frei (Sonntag ist hier Nationalfeiertag, den man besser nicht verpassen sollte), haben wir beschlossen einen kleinen Ausflug zu machen. Da wir nicht so viel Geld dafür ausgeben wollten, es schon viele aus unserem Kurs gemacht und empfohlen haben und weil es hier in Norwegen recht häufig und gebilligt ist, haben wir beschlossen zu Hitchhiken (trampen). Da zu 4. trampen eher schwierig ist, teilten wir uns in 2er Teams auf und machten einen Wettbewerb daraus: Wer schafft es zuerst zum Preikestolen?! Glücklicherweise hatten wir noch ein Monats-Busticket, mit dem wir uns die ersten 100 km sparen konnten und dementsprechend in Flekkefjord angefangen haben. Dort haben Sharon und ich uns erst mal ungewollt die Stadt angeschaut, obwohl wir eigentlich auf der Suche der „Hauptstraße“ E39 waren. Als wir sie gerade gefunden haben, entdeckten wir von einer kleinen Erhöhung in 200 m Entfernung unsere Konkurrenten Jais und Steven, die gerade in ein Auto einstiegen – mist!!! Also nahmen wir ihren Spot ein und hatten Glück, dass schon nach wenigen Minuten ein älterer Herr in einem frisch in Oslo gekauften Campervan bereitwillig anbot, uns ein Stück mitzunehmen, da er im Moment sowieso auf dem Weg nach Stavanger war. Zum Preikestolen gibt es aber eine kleine Abkürzung: Wenn man nach Sandnes rechts abbiegt, gelangt man nach einigen Kilometern zur kleinen 10 minütigen Fähre von Lauvvik nach Oanes, sodass es dann nicht mehr weit zur Preikestolenhytta, dem Startpunkt der Wanderroute und dem Ziel unseres Wettbewerbs ist. Denn hoch laufen wollten wir dann doch zu viert. Nachdem uns also der nette ältere Herr ein Ohr abgequatscht hat (zugegebenermaßenn war es meist schon interessant, aber wir waren auch ein bisschen müde von unsrer Feierei am Abend davor…), ließ er uns an der Abzweigung nach Lauvvik in Sandnes raus. Achja erwähnenswert ist noch, dass wir nach ca. 20 Minuten Fahrt Jais und Ste mit ihrem Schild an einem Rastplatz gesehen haben und wir ihnen schadenfroh aus dem Campervan zugewunken haben 😀 Da der Spot nicht ganz so perfekt war, sind wir noch ein Stück weiter gelaufen bis zu einem Kreisverkehr. Dort ging es dann ruck zuck, dass uns eine ältere Dame, ursprünglich aus dem Norden von Norwegen, eingesammelt hat, die uns erzählte, dass sie immer gerne trampende Mädchen mitnimmt, da sie es in ihrer Jugend auch öfter gemacht hat, weil die Bus und Zugverbindungen in der Nähe von Tromsö einfach echt schlecht waren. An der Fähre angekommen, hatten wir 20 Minuten Zeit, um einen kurzen Snack zu uns zu nehmen und gegenseitig Fotos von uns mit dem schönen Panorama im Hintergrund zu machen – als uns plötzlich ein jüngerer Norweger anbot, ein Bild von uns beiden zu machen, was wir natürlich gerne annahmen. Nach einem kurzen Smalltalk, was wir gerade machen und vorhaben, hat er uns wie selbstverständlich angeboten, uns zur Preikestolenhytta zu fahren, auch wenn er da nicht ganz hin muss aber es ja so halb auf dem Weg liegt… echt sehr hilfsbereite Norweger!! Deshalb ist er schnell zu seinem Auto gerannt, um es ein bisschen für uns aufzuräumen und sauber zu machen – was ein Service 😀 So haben wir dann nach weiteren 20 Minuten fahrt unser Ziel als erster erreicht!!!

Nach kurzem umher Schauen, haben wir einen weiteren Komilitonen aus unserer Klasse entdeckt, der einen Ausflug mit seinen Eltern gemacht hat. Deshalb wurden wir auf einen Kaffee in ihrem Campervan eingeladen. Nach gemütlichem Kaffee trinken und noch ein bisschen in der Sonne liegen, kamen mit 2 Stunden Verzögerung auch mal die anderen zwei an, die (da sie keine Karte dabei hatten und sich vorher auch nicht erkundigt hatten) über Stavanger Tau gefahren sind, was ein deutlicher Umweg war… Lustig war es dann auch, uns gegenseitig unsere Erlebnisse zu erzählen…

So begannen wir schließlich um halb 8 in der Abendsonne unseren Aufstieg und fanden ein ganz gutes Plätzchen zum Campen ca. 1 km vor der Plattform, die wir dann noch besichtigt haben. Leider hat bis dahin der Himmel etwas zugezogen, sodass die Sicht nicht mehr ganz so gut war… Aber doch noch wesentlich besser als am nächsten Morgen, an dem es regnete 🙁 Der eigentliche Plan war, den Sonnenaufgang zu sehen. Da wir aber dann den Regen auf unserem Zelt hörten, beschlossen wir, weiter zu schlafen. Wie gesagt: das Wetter wurde beim Aufstieg und schließlich beim langen Abstieg nicht sehr viel besser, sodass wir dann etwas nass waren, als wir unten angekommen sind. Da es gerade Mittagszeit war, sind die meisten Besucher natürlich gerade gekommen, um hoch zu wandern und fast kein Auto herauswärts gefahren. So saßen wir in einer Sackgasse und beschlossen, uns erst mal in der Hytta aufzuwärmen und eine Stunde später loszulaufen. Dann hatten wir super Glück, da uns schon nach wenigen Minuten 3 junge Norwegerinnen einsammelten und uns wieder auf die Hauptstraße brachten, an dem wesentlich mehr Autos vorbeikommen. An einem ziemlich guten Spot warteten wir dann auch nur wenige Minuten, bis ein Auto anhielt: ein deutscher Tischler, der vor 10 Jahren nach Stavanger ausgewandert ist, dort jetzt Frau und Kind hat und sich selbstständig gemacht hat – interessante Geschichte! An der Fähre angekommen, hielten wir Ausschau nach einer neuen Mitfahrgelegenheit und mein Auge fiel auf einen VW-Bus mit Kanu auf dem Dach und einem jungen Kerl auf dem Fahrersitz: „Fährst du zufällig in Richtung E39?“ – „Klar, steigt doch ein“ Wie sich dann herausstellte, war er gerade arbeiten und hatte ein Auto mit seinem Kollegen und 2 „seiner Kinder“ hinter sich. Denn er arbeitet als Outdoor Therapeut für Kinder, die ein gestörtes Familienverhltnis, psychische Probleme oder ähnliches haben. Er zeigt ihnen also die einfache Seite der Welt: die Natur, Möglichkeiten, die man darin unternehmen kann und Basissachen wie „wenn du es nicht schaffst ein Zelt aufzubauen, hast du nachts eben kein Dach über dem Kopf“ Das Ganze läuft wohl irgendwie über den Staat und er muss auch nur 48 h am Stück (Touren über Nacht) arbeiten und hat dann eine Woche frei – so nen Job will ich auch!!! Da er schon viel gereist und auch getrampt ist, hat er uns an einem guten Spot südlich von Sandnes an der E39 herausgelassen. Dort hat uns nach einiger Zeit noch eine lustige junge Mutter mitgenommen, die gerade aus ihrem Ferienhaus kam, in dem sie für eine Prüfung in Ruhe ein paar Tage gelernt hat. Sie war auch ziemlich froh über die nette Gesellschaft im Auto, hat sich gut mit uns unterhalten und sich köstlich amüsiert, als wir wieder die anderen zwei an der Seite der Straße gesehen haben! Als unsere Konkurrenten uns entdeckt haben, haben sie doch glatt aus Frust das Schild auf den Boden geschmissen und weggekickt – was ein lustiges Bild!! Wie im Film 😀 Passenderweise ist sie nach Flekkefjord gefahren, für das ich eine Busverbindung herausgesucht habe. Komischerweise war in der Busverbindung aber auch eine Zugstrecke mit dabei, die aber nach unserer Annahme dann auch mit unserem Monats-Bus-Ticket gefahren werden kann, wenn die auf der Seite des Busunternehmens aufgeführt wird – leider war das nicht der Fall… Nach einigen Diskussionen mit dem Schaffner, hat er uns dann aber doch kostenlos fahren lassen, mit der Begründung, dass morgen Nationalfeiertag ist und er nicht will, das wir diesen irgendwo im Nirgendwo von Norwegen verbringen (wenn wir hier jetzt ausgestiegen wären und auf eine weitere Mitfahrgelegenheit gehofft hätten…) – check: Hitchhike mit dem Zug 😀 so sind wir dann um 19 Uhr in Kristiansand angekommen und haben angenommen, dass wir wohl locker gewonnen haben… Definitiv waren Sharon uns ich als erstes in Kristiansand. Allerdings sind wir dann noch einkaufen gegangen und mussten auf den nächsten Bus warten, sodass Jais und Ste mit ihrer super letzten Mitfahrgelegenheit zuerst an der Wohnung angekommen sind – dummerweise haben wir aber nicht das genaue Ziel ausgemacht und necken uns immer noch, wer der richtige Gewinner ist…

 

Insgesamt eine super Erfahrung, da wir uns endlich auch mal mehr mit Einheimischen unterhalten haben und so mehr über das Land und seine Traditionen erfahren haben. Auch die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der meisten Norweger war beeindruckend (manche haben sich tausend Mal entschuldigt, dass sie in eine andere Richtung fahren bzw. keinen Platz im Auto haben, uns aber total gerne helfen wollen…). Auch unsere kleine Gruppe war super gut drauf und immer motiviert, auch wenn es gerade mal nicht so gut lief oder das Wetter nicht ganz so mitspielt. Ich habe aber auch gemerkt, dass Trampen recht anstrengend sein kann, da man sich mit den Fahrern natürlich auch unterhält und manchmal eben über die ganze Fahrt hinweg – aber vor allem am Anfang immer wieder das Gleiche erzählt… Interessanter war es dann aber immer zuzuhören, was sie uns erzählt haben! Super abwechslungsreicher, billiger und gelungener Trip! 🙂