9 Tage Roadtrip mit Olav

Long story short: Es war ne geile Zeit mit Michi, Ruaridh und Simon! 9 Tage bahnten wir uns unseren Weg erfolgreich durch das Innland nach Bergen an die Westküste und zurück über das süd-westliche Stavanger.


Der kleine silberne importierte Polo aus Leingarten wurde Olav getauft – da jedes coole Fahrgerät einen Namen haben muss! Und Olav hat sich ziemlich gut geschlagen! 1400km mit 4 Schwergewichten plus Outdoor-Ausrüstung und Essen. Kurzum es war nicht voll, Olav war kurz vorm Platzen! Keiner durfte sich im Auto bewegen oder geschweige denn anspruchsvoll beim Hinausblicken sein. Die Hinterbank musste sich mit einem Seitenfenster zufrieden geben und konnte nur den Ahhh’s und Ohh’s der Anderen lauschen, wenn gerade die schönen Berge, Täler und Fjorde auf der anderen Seite zu bestaunen waren. Auch das Ein-, Aus- und Umpacken war jedes mal ein zeitintensives Tetris-Event. Aber es funktionierte!

Und wir hatten Sonne, wir hatten Gute Laune, wir hatten Ferien und ein Abenteuer vor uns!


1. Stopp Hovden (200km nördlich von Kristiansand): Michi hatte hier vor 2 Monaten sein “Ledrigen” (Multitool) im Schnee (am Stein!!) liegen lassen… Erste Mission war also den Ledrigen wiederzufinden. 1h zum Stein wandern, 1h Schnee und Eis schippen und 1h zurück wandern. Tatsächlich hat er’s gefunden – der Glückspilz!

2. Stopp Odda (350km nördlich von KS): Schlafplatz spotten und auf Erkundungstour gehen. Wir streunen durch einen moosbewachsenen Märchenwald und entdecken einen wunderwunderschönen Wasserfall. Wir erhaschen die letzten Sonnenstrahlen an diesem Tag am Wasser und Michi geht mal kurz Eisbaden. Unser Zelt können wir direkt am See mit Blick auf die Berge errichten. Dann heißt es, zeitig ins Bett. Denn um 4.00 Uhr wollen wir aufstehen. Es gibt große Pläne für morgen! Trolltunga.

3. Stopp Trolltunga (“): Die Touristenattraktion in Norwegen schlechthin. Der berühmte Stein, der in atemberaubender Höhe wie ein Sprungbrett über den See hinein ragt. Eine herausfordernde Wanderung mit 22km und 1000 Höhenmetern. Noch hat die Saison nicht eröffnet – im Gegenteil, das Internet rät von einer Besteigung ab. Da wir aber bestens ausgerüstet sind (Wanderschuhe, Wanderstöcke, Steigeisen, Schuhkrallen & Eisaxt), bisher einige Erfahrungen in Schnee und Eis gesammelt haben und zudem Ruaridh, den erfahrenen Outdoor-guide, am Start haben trauen wir uns den Weg zu und hoffen auf eine einsame und genussvolle Route durch die Berge. Bei Dunkelheit starten wir pünktlich um 6 Uhr und steigen erst mal Treppen, ca 300 Höhenmeter. Der Gletscher, der uns gegenüber liegt wird schon von der Sonne angestrahlt – ein wunderschöner Moment. Dann geht die Sonne auf. Und ein wunderbarer klarer Tag steht
uns bevor.

Kaum haben wir das Touridorf passiert, werden wir auch schon von Sneakers überholt …Ähh ja?!? Wir treffen ihn später nochmal – er musste rumdrehen. Besser als die zwei Spanier – ebenfalls in Sneakers – die wir auf dem Rückweg einsammeln und “retten“. Ziemlich verzweifelt sitzen die beiden im Schnee vor einer steilen Passage und fragen uns nach einem Alternativweg. Den gibt es nicht. Die Stelle ist wirklich rutschig und ohne adäquate Ausrütung einschüchternd. Selbst mit unseren Steigeisen und Stöcken, trauen sich die beiden nur mit guter Zurede und viel Geduld über die Stelle. Alle schaffen es sicher am Abgrund vorbei und die zwei sind sehr dankbar. Aber zurück zum Hinweg. Der Aufstieg ist anstrengend aber die umgebenden Berge und der weiße Schnee wunderschön. Zudem werden wir von den weißen Schneehühnern, Ptarmigan, begleitet. Ihr Schrei ist einzigartig und klingt sehr seltsam. Da viele Wanderer vom höheren Touridorf starten, sind wir natürlich nicht die Ersten und Einzigen am Aussichtspunkt. Aber im Vergleich zum Sommer ist es leer. Die Natur zeigt sich wirklich von einer sehr schönen Seite. 700m über dem See Ringedalsvatnet, der von einem Gebirgskreis umgeben ist, ragt die Klippe Trolltunga, die übersetzt sehr süß Trollzunge heißt, hinein. Im Sommer trauen sich wohl mutige Vikinger auf den Felsvorsprung, zu unserem Zeitpunkt war es jedoch lebensmüde. Der Pfad zur Trollzunge ist steil und war vereist.

Die letzten Kilometer werden ganz schön hart. Die knallende Sonne macht uns zu schaffen und die vielen Treppen bergabwärts gehen wahnsinnig in die Knie – “Ich fühl mich wie eine Oma.” Nach insgesammt 12h kommen wir wieder am Auto an und reißen uns genüsslich die Stiefel von den Füßen – Juhuu wir haben es geschafft. Was für ein Tag. Und was für ein Marsch.

Trotz dieser Einzigartigkeit, der natürlichen Belassenheit und der Schönheit fehlte dem Ort etwas Zauber. Vielleicht ist es die Berühtmheit der Trolltunga, die Bilder die man schon vorher gesehen hat oder die Erwartung, die ihr die Überraschung und diesen Zauber nimmt. Jedenfalls waren wir uns alle einig, dass es zwar eine lohnenswerte und beeindruckende Tour gewesen war, jedoch nicht unsere Schönste.

4. Stopp und Tag 3: Nach einem gemütlichen Ausschlafen, Waschen im eiskalten See und heißem Kaffee sowie einem leckeren Pott Porridge geht es nach Voss. Ein süßes kleines Städtchen, bekannt für Leistungssport. Wir schlendern durch die Gassen und haben unser Lunch in der Sonne während wir einer Straßenband lauschen. Dann zieht es uns wieder weiter. Wir müssen uns nach einem Schlafplatz umsehen. Etwas nördlich von Voss werden wir fündig. Im Wald zwischen Heidekraut und Moss und ein paar übrigen Schneefeldern oberhalb von einem Wasserfall mit schöner Aussicht auf den Gletscher bauen wir unser Zelt erneut auf. Simon und Michi suchen sich Bäume für ihre Hängematten – sie schlafen unter freiem Himmel.

Tag 4: Wir starten in die Wanderung zur Kiellandbu.

Westlich von Voss haben wir uns eine 8km Wanderung rauf in die Berge durch den Schnee raus gesucht. Das Wetter ist nach wie vor sonnig warm und lässt den Schnee glitzern und die Natur leuchten. Es wird eine atemberaubende Tour. Die Schönste. Hier liegt der Zauber, den wir auf der Trolltunga vermisst haben. Wir stampfen entlang riesiger Felswände und weißer Hügel, durch vereiste Flusstäler und steile Schneehänge hinauf. Es geht über eine romantische Hängebrücke und vorbei an einer verzauberten Quelle, die aus dem Nichts mitten aus dem Fels entspringt. Es geht gar nicht anders, das Herz öffnet sich und tankt voll: Friedlichkeit, Freude und Glück. Es löst pure Zufriedenheit aus und wir strahlen mindestens so stark wie die Sonne.

Wir springen und rollen weiße Abhänge hinter und lassen uns von Ruaridh über die verschiedenen Moossorten und ihre Fähigkeiten belehren, die auf den Felsen zwischen der weißen Decke hervorluken. Specnum: rot-orangenes Moos, sehr feucht, kann zur Not als Trinkwasserquelle dienen, wirkt desinfizierend und kann auf Wunden aufgelegt werden.

Natürlich haben wir auch die Gefahr der weißen Hänge im Blick. Die warmen Temperaturen am Tag und die frostigen in der Nacht bilden verschiedene Schichten, die ins Rutschen kommen können und eine Lawine auslösen. Wer genau hinschaut kann Risse oder bereits abgegangene Lawinen in entsprechenden Südhängen erkennen. Das gefährliche Terrain meiden wir mit Abstand.

Als wir die Kiellandbu erreichen, werden unsere Erwatungen übertroffen. Die Holzhütte steht direkt vorm Abgrund und bietet einen faszinierenden Blick auf den Hardangerfjord, der im Tal zwischen den hohen Gipfeln ruht. (Nebenbei: Ein Fjord unterscheidet sich von einem Fluss insofern, dass er durch wandernde Talgletscher entstand.)

Es ist einfach wunderwunderschön.
In der Hütte wird gekocht, ein Feuerchen entfacht und Karten gespielt bis wir müde ins Bett fallen. Um kurz nach 6 klingelt der Wecker. Ich will raus zum Sonnenaufgang. Ganz so romantisch wird es aber nicht. Es dauert ewig bis sich die ersten Strahlen blicken lassen und der Wind weht eisig um meinen Körper. Brr.. So ein frischer Morgen ist heftig. Ich pendel zwischen drinnen aufwärmen und draußen neugierig auf die Sonne warten und den Ausblick genießen. Es ist nach wie vor eine berauschende Atmosphäre, die die Hütte umgibt: Allein am Ende der Welt. Aber der Sonnenaufgang ist ernüchternd. Als es so weit ist, kommt sie leider nicht hinter den Gipfeln hervor, sondern schiebt sich spöttisch aus einer Wolke hervor. Nun ja, zurück ab ins Bett.

Tag 5: Der Rückweg wird etwas schwerfällig und weniger gemütlich. Als wir zurück sind und Olav gepackt ist, liegen mehrere Stunden Autofahrt vor uns. Wir werden Ella, meine Mitbewohnerin, in Ornaheim – südlich von Bergen – besuchen. Sie ist gerade mit ihren Freundinnen dort in einem Airbnb Haus und hat uns eingeladen. Erst am frühren Abend treffen wir ein. Auch dieses Flecken gefällt uns super gut. Das Haus ist eher ein Loft am See mit einer riesen Terasse und einem eigenen Ruderboot. Natürlich weckt dieses sofort unsere Neugier. Kaum angekommen sitzen wir schon zu fünft im Ruderboot und kreuzen quer durch den See auf die Insel. Verrückt. Und ab ins Wasser. Was für ein Spaß. Es ist super kalt, aber bringt den Kreislauf in Schwung und das Blut zum Rauschen.

Der Besuch bei den Mädels ist wunderbar und die feminine Unterstützung tut sehr gut. Wir sitzen bei Feuer und Marshmallows den ganzen Abend am Feuer und tauschen Geschichten aus. Es ist zur Abwechslung sehr luxuriös. Wir können endlich mal wieder duschen, werden bekocht und verköstigt, schlafen im Warmen und gönnen uns am nächsten Morgen ein feines Frühstück.

Tag 6: Bergen. Inselübernachtung

Tag 7:Geburtstag. Stress. Schlangenübernachtung. Feuer und Wein.

Tag 8: Klettern. Taxi.

Tag 9: Krank. Pause. Ostersonntag. Heimreise