9 Tage Roadtrip mit Olav

Long story short: Es war ne geile Zeit mit Michi, Ruaridh und Simon! 9 Tage bahnten wir uns unseren Weg erfolgreich durch das Innland nach Bergen an die Westküste und zurück über das süd-westliche Stavanger.


Der kleine silberne importierte Polo aus Leingarten wurde Olav getauft – da jedes coole Fahrgerät einen Namen haben muss! Und Olav hat sich ziemlich gut geschlagen! 1400km mit 4 Schwergewichten plus Outdoor-Ausrüstung und Essen. Kurzum es war nicht voll, Olav war kurz vorm Platzen! Keiner durfte sich im Auto bewegen oder geschweige denn anspruchsvoll beim Hinausblicken sein. Die Hinterbank musste sich mit einem Seitenfenster zufrieden geben und konnte nur den Ahhh’s und Ohh’s der Anderen lauschen, wenn gerade die schönen Berge, Täler und Fjorde auf der anderen Seite zu bestaunen waren. Auch das Ein-, Aus- und Umpacken war jedes mal ein zeitintensives Tetris-Event. Aber es funktionierte!

Und wir hatten Sonne, wir hatten Gute Laune, wir hatten Ferien und ein Abenteuer vor uns!


1. Stopp Hovden (200km nördlich von Kristiansand): Michi hatte hier vor 2 Monaten sein “Ledrigen” (Multitool) im Schnee (am Stein!!) liegen lassen… Erste Mission war also den Ledrigen wiederzufinden. 1h zum Stein wandern, 1h Schnee und Eis schippen und 1h zurück wandern. Tatsächlich hat er’s gefunden – der Glückspilz!

2. Stopp Odda (350km nördlich von KS): Schlafplatz spotten und auf Erkundungstour gehen. Wir streunen durch einen moosbewachsenen Märchenwald und entdecken einen wunderwunderschönen Wasserfall. Wir erhaschen die letzten Sonnenstrahlen an diesem Tag am Wasser und Michi geht mal kurz Eisbaden. Unser Zelt können wir direkt am See mit Blick auf die Berge errichten. Dann heißt es, zeitig ins Bett. Denn um 4.00 Uhr wollen wir aufstehen. Es gibt große Pläne für morgen! Trolltunga.

3. Stopp Trolltunga (“): Die Touristenattraktion in Norwegen schlechthin. Der berühmte Stein, der in atemberaubender Höhe wie ein Sprungbrett über den See hinein ragt. Eine herausfordernde Wanderung mit 22km und 1000 Höhenmetern. Noch hat die Saison nicht eröffnet – im Gegenteil, das Internet rät von einer Besteigung ab. Da wir aber bestens ausgerüstet sind (Wanderschuhe, Wanderstöcke, Steigeisen, Schuhkrallen & Eisaxt), bisher einige Erfahrungen in Schnee und Eis gesammelt haben und zudem Ruaridh, den erfahrenen Outdoor-guide, am Start haben trauen wir uns den Weg zu und hoffen auf eine einsame und genussvolle Route durch die Berge. Bei Dunkelheit starten wir pünktlich um 6 Uhr und steigen erst mal Treppen, ca 300 Höhenmeter. Der Gletscher, der uns gegenüber liegt wird schon von der Sonne angestrahlt – ein wunderschöner Moment. Dann geht die Sonne auf. Und ein wunderbarer klarer Tag steht
uns bevor.

Kaum haben wir das Touridorf passiert, werden wir auch schon von Sneakers überholt …Ähh ja?!? Wir treffen ihn später nochmal – er musste rumdrehen. Besser als die zwei Spanier – ebenfalls in Sneakers – die wir auf dem Rückweg einsammeln und “retten“. Ziemlich verzweifelt sitzen die beiden im Schnee vor einer steilen Passage und fragen uns nach einem Alternativweg. Den gibt es nicht. Die Stelle ist wirklich rutschig und ohne adäquate Ausrütung einschüchternd. Selbst mit unseren Steigeisen und Stöcken, trauen sich die beiden nur mit guter Zurede und viel Geduld über die Stelle. Alle schaffen es sicher am Abgrund vorbei und die zwei sind sehr dankbar. Aber zurück zum Hinweg. Der Aufstieg ist anstrengend aber die umgebenden Berge und der weiße Schnee wunderschön. Zudem werden wir von den weißen Schneehühnern, Ptarmigan, begleitet. Ihr Schrei ist einzigartig und klingt sehr seltsam. Da viele Wanderer vom höheren Touridorf starten, sind wir natürlich nicht die Ersten und Einzigen am Aussichtspunkt. Aber im Vergleich zum Sommer ist es leer. Die Natur zeigt sich wirklich von einer sehr schönen Seite. 700m über dem See Ringedalsvatnet, der von einem Gebirgskreis umgeben ist, ragt die Klippe Trolltunga, die übersetzt sehr süß Trollzunge heißt, hinein. Im Sommer trauen sich wohl mutige Vikinger auf den Felsvorsprung, zu unserem Zeitpunkt war es jedoch lebensmüde. Der Pfad zur Trollzunge ist steil und war vereist.

Die letzten Kilometer werden ganz schön hart. Die knallende Sonne macht uns zu schaffen und die vielen Treppen bergabwärts gehen wahnsinnig in die Knie – “Ich fühl mich wie eine Oma.” Nach insgesammt 12h kommen wir wieder am Auto an und reißen uns genüsslich die Stiefel von den Füßen – Juhuu wir haben es geschafft. Was für ein Tag. Und was für ein Marsch.

Trotz dieser Einzigartigkeit, der natürlichen Belassenheit und der Schönheit fehlte dem Ort etwas Zauber. Vielleicht ist es die Berühtmheit der Trolltunga, die Bilder die man schon vorher gesehen hat oder die Erwartung, die ihr die Überraschung und diesen Zauber nimmt. Jedenfalls waren wir uns alle einig, dass es zwar eine lohnenswerte und beeindruckende Tour gewesen war, jedoch nicht unsere Schönste.

4. Stopp und Tag 3: Nach einem gemütlichen Ausschlafen, Waschen im eiskalten See und heißem Kaffee sowie einem leckeren Pott Porridge geht es nach Voss. Ein süßes kleines Städtchen, bekannt für Leistungssport. Wir schlendern durch die Gassen und haben unser Lunch in der Sonne während wir einer Straßenband lauschen. Dann zieht es uns wieder weiter. Wir müssen uns nach einem Schlafplatz umsehen. Etwas nördlich von Voss werden wir fündig. Im Wald zwischen Heidekraut und Moss und ein paar übrigen Schneefeldern oberhalb von einem Wasserfall mit schöner Aussicht auf den Gletscher bauen wir unser Zelt erneut auf. Simon und Michi suchen sich Bäume für ihre Hängematten – sie schlafen unter freiem Himmel.

Tag 4: Wir starten in die Wanderung zur Kiellandbu.

Westlich von Voss haben wir uns eine 8km Wanderung rauf in die Berge durch den Schnee raus gesucht. Das Wetter ist nach wie vor sonnig warm und lässt den Schnee glitzern und die Natur leuchten. Es wird eine atemberaubende Tour. Die Schönste. Hier liegt der Zauber, den wir auf der Trolltunga vermisst haben. Wir stampfen entlang riesiger Felswände und weißer Hügel, durch vereiste Flusstäler und steile Schneehänge hinauf. Es geht über eine romantische Hängebrücke und vorbei an einer verzauberten Quelle, die aus dem Nichts mitten aus dem Fels entspringt. Es geht gar nicht anders, das Herz öffnet sich und tankt voll: Friedlichkeit, Freude und Glück. Es löst pure Zufriedenheit aus und wir strahlen mindestens so stark wie die Sonne.

Wir springen und rollen weiße Abhänge hinter und lassen uns von Ruaridh über die verschiedenen Moossorten und ihre Fähigkeiten belehren, die auf den Felsen zwischen der weißen Decke hervorluken. Specnum: rot-orangenes Moos, sehr feucht, kann zur Not als Trinkwasserquelle dienen, wirkt desinfizierend und kann auf Wunden aufgelegt werden.

Natürlich haben wir auch die Gefahr der weißen Hänge im Blick. Die warmen Temperaturen am Tag und die frostigen in der Nacht bilden verschiedene Schichten, die ins Rutschen kommen können und eine Lawine auslösen. Wer genau hinschaut kann Risse oder bereits abgegangene Lawinen in entsprechenden Südhängen erkennen. Das gefährliche Terrain meiden wir mit Abstand.

Als wir die Kiellandbu erreichen, werden unsere Erwatungen übertroffen. Die Holzhütte steht direkt vorm Abgrund und bietet einen faszinierenden Blick auf den Hardangerfjord, der im Tal zwischen den hohen Gipfeln ruht. (Nebenbei: Ein Fjord unterscheidet sich von einem Fluss insofern, dass er durch wandernde Talgletscher entstand.)

Es ist einfach wunderwunderschön.
In der Hütte wird gekocht, ein Feuerchen entfacht und Karten gespielt bis wir müde ins Bett fallen. Um kurz nach 6 klingelt der Wecker. Ich will raus zum Sonnenaufgang. Ganz so romantisch wird es aber nicht. Es dauert ewig bis sich die ersten Strahlen blicken lassen und der Wind weht eisig um meinen Körper. Brr.. So ein frischer Morgen ist heftig. Ich pendel zwischen drinnen aufwärmen und draußen neugierig auf die Sonne warten und den Ausblick genießen. Es ist nach wie vor eine berauschende Atmosphäre, die die Hütte umgibt: Allein am Ende der Welt. Aber der Sonnenaufgang ist ernüchternd. Als es so weit ist, kommt sie leider nicht hinter den Gipfeln hervor, sondern schiebt sich spöttisch aus einer Wolke hervor. Nun ja, zurück ab ins Bett.

Tag 5: Der Rückweg wird etwas schwerfällig und weniger gemütlich. Als wir zurück sind und Olav gepackt ist, liegen mehrere Stunden Autofahrt vor uns. Wir werden Ella, meine Mitbewohnerin, in Ornaheim – südlich von Bergen – besuchen. Sie ist gerade mit ihren Freundinnen dort in einem Airbnb Haus und hat uns eingeladen. Erst am frühren Abend treffen wir ein. Auch dieses Flecken gefällt uns super gut. Das Haus ist eher ein Loft am See mit einer riesen Terasse und einem eigenen Ruderboot. Natürlich weckt dieses sofort unsere Neugier. Kaum angekommen sitzen wir schon zu fünft im Ruderboot und kreuzen quer durch den See auf die Insel. Verrückt. Und ab ins Wasser. Was für ein Spaß. Es ist super kalt, aber bringt den Kreislauf in Schwung und das Blut zum Rauschen.

Der Besuch bei den Mädels ist wunderbar und die feminine Unterstützung tut sehr gut. Wir sitzen bei Feuer und Marshmallows den ganzen Abend am Feuer und tauschen Geschichten aus. Es ist zur Abwechslung sehr luxuriös. Wir können endlich mal wieder duschen, werden bekocht und verköstigt, schlafen im Warmen und gönnen uns am nächsten Morgen ein feines Frühstück.

Tag 6: Bergen. Inselübernachtung

Tag 7:Geburtstag. Stress. Schlangenübernachtung. Feuer und Wein.

Tag 8: Klettern. Taxi.

Tag 9: Krank. Pause. Ostersonntag. Heimreise

 

 

Bushcraft – Für Architekten oder Kinder?

Wir treffen uns morgens an der Garage und packen erst mal ein: Äxte, Sägen, Seile und Planen. Alles was man eben so braucht beim Lagerbauen. Dann ziehen wir mit Len in den Wald und bauen in Kleingruppen unsere ersten Exemplare. Unseres wird für den Ansatz gelobt – tatsächlich ist es grauenhaft. Unser Dreiecks-gebilde hat offene Seiten, einen schlechten Wasserablauf, ist instabil und unpraktisch niedrig. Eine regnerische oder gar stürmische Nacht würde darunter definitiv nicht trocken für uns enden.

 

Aber Len hat natürlich auch bei den anderen Gruppen Verbesserungsvorschläge:

  • Straffe Spannung: flatternde Planen sind laut, Kuhlen sammeln Wasser
  • Befestigung: Heringe aus Ästen schnitzen und Löcher ausnutzen, Äste mit Seilen an Plane knoten (Clove Hitch), im Winkel kann größere Kraft wirken, schwere Äste quer auf Plane legen, Steine nutzen, spitze Mittelstange mit Handschuh oder Mütze umwickeln und Löcher vorbeugen
  • Feuer vor dem Lager reflektiert Wärme
  • Bodenbeschaffenheit: Flach? Grube? Wasserabfluss? Heidekraut? (weich&isoliert)
  • Überhängende Plane am Eingang hält Regen ab
  • Nicht komplett schließen –> Lüftung

 

Und so steigen wir mit neuen Ideen motiviert in die zweite Runde. Ich fühle mich wie ein Architekt. “Planung ist alles”, empfiehlt uns Len. Das Ergebnis ist deutlich besser und wir zufrieden.

Typische ‘Gapahuk’.

Dreieck-Zelt: Gespannt mit Clove-Hitches (HMS) und beschwert mit Steinen und Ästen.
 

Hängematte als ‘improvised shelter’.

 

 

 

 

‘Improvised Shelter’ mit Mittelstock

 

 

 

 


Die Arbeit im Wald macht super viel Spaß. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und wer seine Umwelt zu nutzen weiß ist an diesem Tag klar im Vorteil. Wir sind nicht alleine hier draußen. Die Erzieherinnen-Gruppe singt und trommelt Liedchen und immer wieder joggen Schulgruppen vorbei – alle genießen das kalte aber sonnige Frühlingswetter.


Am Nachmittag joggen auch wir etwas durch die Gegend. Wir folgen Len brav von einem Spot zum nächsten: Es geht um Emergency Shelter ohne Plane. Welche Stellen eignen sich besonders für improvisierte Lager? Felsen, Mauern, große Wurzeln oder Baumstümpfe, dünne, große, biegsame Bäume.

Und dann dürfen wir natürlich selbst welche bauen. Wir entscheiden uns für einen großen starken Baum mit langen, tiefhängenden Ästen, der die perfekte Basis für unser “Haus” wird. Wie die Kinder springen wir durchs Unterholz und sind schwer damit beschäfftigt das richtige Material zu beschaffen. Altes Holz bricht, also

 

müssen die dünnen, langen Bäume gefällt werden. Her mit der Axt. Zuerst wird eine stabile Längsstruktur gebaut und mit Seilen oben fixiert. Dann werden vorsichtig die Querstreben eingefädelt. Was für ein Spaß! Wir hätten wohl noch stundenlang weiterbauen können..


Die Grundsteine sind gelegt. Auf dem nächsten großen Trip müssen wir nun mit Plane, Seilen, Natur und unseren neu erworbenen architektonischen Fertigkeiten zurecht kommen. Zelte bekommen wir keine mehr.. Aber wer brauch die auch schon?!

Hyttentur – Tjønndalen

Der typisch norwegische Sonntagsausflug: Wanderschuhe an und ab in die Natur.

Auch uns zieht es an diesem Sonntag wieder nach draußen. Mit dem Auto düsen wir 2 Stunden Richtung Norden und starten eine schöne, gemütliche Wanderung zur Tjønndalen-Hütte. Die Rucksäcke sind neben Essen und Trinken mit Schlafsack und Isomatte bepackt. Wir wollen natürlich eine Nacht auf der Hütte bleiben!

Während wir auf trockenem Asphalt los laufen und die Serpentinen erklimmen, wird der Schnee mit jedem Höhenmeter mehr. Dennoch zeichnet sich auch hier deutlich der Temperaturanstieg und Frühlingsbeginn ab. Die Schneedecke hat Lücken und ist eher matschig. Die Sonne strahlt und wir schwitzen den Höhenmetern entgegen. Es gibt nur eine Lösung: T-Shirt! Und so stampfen wir in kurzen Sachen durch die weiße, wunderbare Landschaft. Auch die Gamaschen dürfen im Rucksack bleiben – offensichtlich kein Tiefschnee – aber der obligatorisch zugefrorene See bleibt! Wasser zu überqueren kann so einfach sein..

Ähnlich zum DAV (Deutscher Alpenverein) gibt es in Norwegen den DNT (Den Norske Turistforening), der sich um Hütten und Wanderwege kümmert. Als Mitglieder können wir vergünstig in den 450 norwegischen Hütten übernachten. Leider sind die meisten deutlich nördlicher angesiedelt und erfordern eine längere Anfahrtszeit. Tjønndalen zählt zu den südlichsten. Es ist eine kleine, urige Holzhütte, die Platz für 8 Personen bietet. Feuerholz lagert in dem kleinen Klohäuschen und Wasser bekommen wir aus dem Fluss. Feuer und Kaffee, das sind die Prioritäten. Und dann heißt es Sonne genießen bis es kalt wird. Danach geht’s in die warme Hütte Kochen, Essen und Karten spielen bei Kerzenschein. Doppelkopf liegt hoch im Kurs: “Kontra-schwarz”

 

 

 

 

Nach einer geräuschlosen Nacht – Dank Ohrenstöpsel – und einem fetten Pott Porridge mit allerlei guten Zutaten, geht es gestärkt raus, zurück in den Sonnenschein. Es ist deutlich kälter als am Vortag. Das macht das Schneewandern aber fast angenehmer. Auf dem Rückweg springt mir ein weißer Schneehase vor die Beine. Zack, da ist er auch schon wieder weg.

 

Was bleibt?

Müde Beine, ein gutes Gefühl, viele schöne Erinnerungen, Hüttenerfahrung (ich bin klein, aber die Hütte ist kleiner) und ein kleiner Sonnenbrand auf der Nase.

 

Knoten, Schlingen, Karabiner und noch mehr Karabiner

Climbing. Es waren die letzten 7 Tage 30 Stunden, die wir am Seil verbracht haben. Kein Wunder, dass die Schultern und Arme schmerzen. Heute ist Pause angesagt! Die Schürfwunden an Fingern, Unterarmen und Ellbogen dürfen heilen und auch die zahlreichen blauen Flecken an den Knien können sich erholen.

Es waren großartige und lehrreiche Tage gewesen. Neben Storheia haben wir die Kletter- und Boulderfelsen auf der Insel Odderoya kennen gelernt. Sie erstrecken sich zwischen den Bäumen an der Küste, nicht weit vom Leuchtturm entfernt, und bieten einen wunderbaren Blick auf’s Meer. Um 11 Uhr ist dann auch die Sonne so weit gewandert, dass sie durch die Bäume blinzelt und wärmt.


Bei Temperaturen zwischen 6°C und 12°C arbeiten wir draußen an Beinarbeit, Grifftechniken, Kraftausdauer, Höhenangst und Sicherheit. Bei Regen ziehen wir in die Kletterhalle um.

Neben dem individuellen Training geht es bei Len, unserem Ausbilder und Coach, um hilfreiche Tipps und Trick und Techniken mit verschiedenstem Material.

  • Toprope- Installationen: 2 gegensätzliche Quickdraws, Doppelschlinge mit Achter und Karabiner.
  • Zusatzsicherung am Baum: Wenn Leichtgewichte (wie ich) Schwergewichte sichern.

 

  • Abseilen: Kinder von oben sichern.
  • Flaschenzugsysteme: Sichern und hochziehen am Multi-pitch.

 

 

 

 

“Fallen ist (k)eine Option”

Nicht selten ist es die Furcht vor der Höhe oder die Angst vor dem Fallen, die den nächsten Schritt oder Griff blockiert. Was ist, wenn ich den nächsten Boulder nicht greifen kann? Was wenn meine Fingerkraft nachlässt? Was wenn ich falle? Der Puls steigt und die Konzentration fällt. Gerade beim Vorstieg wird das Schlappseil mehr und damit der Sturz ins Seil länger im Vergleich zum Toprope. Aber gesichert sind wir ja trotzdem. Unser Partner blockiert das Seil – auf den können und müssen wir uns verlassen. Und genau das muss uns bewusst sein. Denn Fallen ist eine Option! Sicherheit verinnerlichen, Stürze trainieren und seinem Partner vertrauen, wer das schafft baut präventiv Angst ab und kann den Fokus auf den Fels, den nächsten Tritt und Griff richten.


Unser Fall-Training (Doppelte Sicherung) in der Halle war durchaus amüsant. Während Petra anfängt rückwärts runterzuklettern, anstatt sich ins Seil fallen zu lassen, fordert Sophie noch mehr Schlappseil und kreirt ein halbes Bungee-Jumping-Spektakel daraus. Eine Frau kommt gerade die Treppe vom Fitnessbereich runter zu uns in die Kletterhalle und lässt einen spitzen Schrei los als sie Sophie fallen sieht. Ja, ohne Seil würde das tatsächlich schlecht aussehen. Aber so müssen wir grinsen und versichern, dass alles in Ordnung ist. Auch mich kostet es Überwindung, einfach abzurutschen und zu fallen. Aber die erfahrene Bestätigung der Sicherung ist es wert. Gleich nochmal. Das Adrenalin kocht, immerhin geht der Sprung aus 5m Höhe. Das Training ist perfekt und bestätigt mich auch als Sicherungsperson. Als Sophie fällt, reißt es mir den Boden unter den Füßen weg, oder besser gesagt, dass Gewicht reisst mich zuerst nach oben und dann an die Wand. Aber meine Reflexe sind gut. Die Hände bleiben wo sie sollen, nämlich am Sicherungsgerät, und die Füße schnellen nach oben und stemmen sich gegen die Wand. Sophie ist safe. Auch das Schwergewicht Simon ist sicher bei mir. Allerdings baumel ich schon etwas höher über dem Boden. Mit der Zusatzsicherung können wir das allerdings minimieren.


Klettern ist nicht nur eine anspruchsvolle Ganzkörper-Sportart, sondern auch eine Art Meditation, die von Kletterer und Partner die volle mentale Power erfordert. Und genau deshalb macht sie super mega viel Spaß!

Natur für Alle!

Heute durften wir Midt- Agder Friluftsrad in Sogne besuchen. Dabei handelt es sich um eine überkommunale Organisation, welche sich um mehrere frei zugängliche Naturgelände kümmert. Im Fokus steh hier vor allem die Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderung. Die reicht von den Toiletten-häuschen, die für Rolli-fahrer groß genug sein müssen und mit entsprechenden Rampen ausgetattet werden bis zu Bänken und Shelter (offenes Hüttchen), die eine entsprechende Höhe für Rolli-fahrer haben müssen. Der Friluftsrad bietet verschiedene Projekte, Touren und Programme für Kinder, Schulklassen, Rentner, etc. mit und auch ohne Behinderung an. Im Fokus steht dabei immer die “freie Luft leben” (= friluftsliv). J.J., die uns herumführt, erzählt was sie alles umgebaut und an bestimmte Bedürfnisse angepasst hat: Die Angel eines alten Mannes, der sie nicht mehr halten kann, die Sitzsäcke in den Booten für Kinder mit Lähmung, usw. Das Gelände in Sogne ist wunderwunderschön. Verschiedene Wege führen durch Wald und Gestein entlang an der Küste mit Blick auf die wunderbare Nordsee. Wer den kleinen Berg erklimmt, hat eine noch atemberaubendere Ausicht und kann dies wohl auch morgens bei Sonnenaufgang genießen. Denn das Gelände besitzt Shelter, die angemietet werden können.

Wir haben gutes aber kaltes Wetter erwischt. Die Sonne klitzert im Meer und lädt ein: Komm spring rein. Brrr.. das wäre heute wohl doch zu kalt. J.J. beschreibt den Ort passend als “tenderline” (das Gute vom Fleisch).

Der Einblick in ihre Arbeit ist sehr interessant und wieder einmal erstaunlich wie viel das Land Norwegen für die Beziehung Mensch – und – Natur tut. Die vielen Besonderheiten und Umbauten bringen uns alle zum Nachdenken. Es ist uns viel zu wenig bewusst, wie schwer es Menschen mit Behinderung haben und wie viel nicht barrierefrei oder ganz sinnfrei gebaut wird.

Ab an’s Seil!

Es wird wärmer draußen. Unsere Ski sind geputzt und fertig zum Einlagern bis zur nächsten Kälteperiode. Bye-bye.. Es ist schon ein kleines bisschen traurig.

Aber der nächste Outdoor- Act steht schon bevor. Klettern. Ungeduldig springen wir hin und her. Michael, Simon, Lena und ich haben Feuer gefangen. Seit Wochen wird schon Indoor trainiert, die Muskeln angekurbelt und die richtigen Knoten und Griffe verinnerlicht. Wir sind heiß auf den Fels!
Es ist wunderschönes Frühlingswetter und wir verbringen den ganzen Sonntag in Storheia (Spot Kristiansand). Die einfachen Routen kennen wir schon und eignen sich super um den Vorstieg und das Umseilen zu wiederholen. Klappt, prima. Ab an die schwereren Routen! Die Jungs sind nicht zu bremsen. Abwechselnd werden sich die Hände wund gescheuert und am Magnesia trocken gerieben:

“Ich bring den Fels zum bluten. Der ist zu soft.”

Ottavan dröhnt aus der Box, das obligatorisch norwegische Feuer brennt und es duftet nach 1-A-Feuer-Pfannkuchen mit Nutella und Früchten. Was will man mehr? Hot dogs? Na klar! Saussies und Brötchen liegen schon bereit und stopfen die hungrigen Mäuler. Die Sonne knallt und wir sind das erste mal im T-shirt unterwegs. Was für ein Leben.