Knoten, Schlingen, Karabiner und noch mehr Karabiner

Climbing. Es waren die letzten 7 Tage 30 Stunden, die wir am Seil verbracht haben. Kein Wunder, dass die Schultern und Arme schmerzen. Heute ist Pause angesagt! Die Schürfwunden an Fingern, Unterarmen und Ellbogen dürfen heilen und auch die zahlreichen blauen Flecken an den Knien können sich erholen.

Es waren großartige und lehrreiche Tage gewesen. Neben Storheia haben wir die Kletter- und Boulderfelsen auf der Insel Odderoya kennen gelernt. Sie erstrecken sich zwischen den Bäumen an der Küste, nicht weit vom Leuchtturm entfernt, und bieten einen wunderbaren Blick auf’s Meer. Um 11 Uhr ist dann auch die Sonne so weit gewandert, dass sie durch die Bäume blinzelt und wärmt.


Bei Temperaturen zwischen 6°C und 12°C arbeiten wir draußen an Beinarbeit, Grifftechniken, Kraftausdauer, Höhenangst und Sicherheit. Bei Regen ziehen wir in die Kletterhalle um.

Neben dem individuellen Training geht es bei Len, unserem Ausbilder und Coach, um hilfreiche Tipps und Trick und Techniken mit verschiedenstem Material.

  • Toprope- Installationen: 2 gegensätzliche Quickdraws, Doppelschlinge mit Achter und Karabiner.
  • Zusatzsicherung am Baum: Wenn Leichtgewichte (wie ich) Schwergewichte sichern.

 

  • Abseilen: Kinder von oben sichern.
  • Flaschenzugsysteme: Sichern und hochziehen am Multi-pitch.

 

 

 

 

“Fallen ist (k)eine Option”

Nicht selten ist es die Furcht vor der Höhe oder die Angst vor dem Fallen, die den nächsten Schritt oder Griff blockiert. Was ist, wenn ich den nächsten Boulder nicht greifen kann? Was wenn meine Fingerkraft nachlässt? Was wenn ich falle? Der Puls steigt und die Konzentration fällt. Gerade beim Vorstieg wird das Schlappseil mehr und damit der Sturz ins Seil länger im Vergleich zum Toprope. Aber gesichert sind wir ja trotzdem. Unser Partner blockiert das Seil – auf den können und müssen wir uns verlassen. Und genau das muss uns bewusst sein. Denn Fallen ist eine Option! Sicherheit verinnerlichen, Stürze trainieren und seinem Partner vertrauen, wer das schafft baut präventiv Angst ab und kann den Fokus auf den Fels, den nächsten Tritt und Griff richten.


Unser Fall-Training (Doppelte Sicherung) in der Halle war durchaus amüsant. Während Petra anfängt rückwärts runterzuklettern, anstatt sich ins Seil fallen zu lassen, fordert Sophie noch mehr Schlappseil und kreirt ein halbes Bungee-Jumping-Spektakel daraus. Eine Frau kommt gerade die Treppe vom Fitnessbereich runter zu uns in die Kletterhalle und lässt einen spitzen Schrei los als sie Sophie fallen sieht. Ja, ohne Seil würde das tatsächlich schlecht aussehen. Aber so müssen wir grinsen und versichern, dass alles in Ordnung ist. Auch mich kostet es Überwindung, einfach abzurutschen und zu fallen. Aber die erfahrene Bestätigung der Sicherung ist es wert. Gleich nochmal. Das Adrenalin kocht, immerhin geht der Sprung aus 5m Höhe. Das Training ist perfekt und bestätigt mich auch als Sicherungsperson. Als Sophie fällt, reißt es mir den Boden unter den Füßen weg, oder besser gesagt, dass Gewicht reisst mich zuerst nach oben und dann an die Wand. Aber meine Reflexe sind gut. Die Hände bleiben wo sie sollen, nämlich am Sicherungsgerät, und die Füße schnellen nach oben und stemmen sich gegen die Wand. Sophie ist safe. Auch das Schwergewicht Simon ist sicher bei mir. Allerdings baumel ich schon etwas höher über dem Boden. Mit der Zusatzsicherung können wir das allerdings minimieren.


Klettern ist nicht nur eine anspruchsvolle Ganzkörper-Sportart, sondern auch eine Art Meditation, die von Kletterer und Partner die volle mentale Power erfordert. Und genau deshalb macht sie super mega viel Spaß!