Bushcraft – Für Architekten oder Kinder?

Wir treffen uns morgens an der Garage und packen erst mal ein: Äxte, Sägen, Seile und Planen. Alles was man eben so braucht beim Lagerbauen. Dann ziehen wir mit Len in den Wald und bauen in Kleingruppen unsere ersten Exemplare. Unseres wird für den Ansatz gelobt – tatsächlich ist es grauenhaft. Unser Dreiecks-gebilde hat offene Seiten, einen schlechten Wasserablauf, ist instabil und unpraktisch niedrig. Eine regnerische oder gar stürmische Nacht würde darunter definitiv nicht trocken für uns enden.

 

Aber Len hat natürlich auch bei den anderen Gruppen Verbesserungsvorschläge:

  • Straffe Spannung: flatternde Planen sind laut, Kuhlen sammeln Wasser
  • Befestigung: Heringe aus Ästen schnitzen und Löcher ausnutzen, Äste mit Seilen an Plane knoten (Clove Hitch), im Winkel kann größere Kraft wirken, schwere Äste quer auf Plane legen, Steine nutzen, spitze Mittelstange mit Handschuh oder Mütze umwickeln und Löcher vorbeugen
  • Feuer vor dem Lager reflektiert Wärme
  • Bodenbeschaffenheit: Flach? Grube? Wasserabfluss? Heidekraut? (weich&isoliert)
  • Überhängende Plane am Eingang hält Regen ab
  • Nicht komplett schließen –> Lüftung

 

Und so steigen wir mit neuen Ideen motiviert in die zweite Runde. Ich fühle mich wie ein Architekt. “Planung ist alles”, empfiehlt uns Len. Das Ergebnis ist deutlich besser und wir zufrieden.

Typische ‘Gapahuk’.

Dreieck-Zelt: Gespannt mit Clove-Hitches (HMS) und beschwert mit Steinen und Ästen.
 

Hängematte als ‘improvised shelter’.

 

 

 

 

‘Improvised Shelter’ mit Mittelstock

 

 

 

 


Die Arbeit im Wald macht super viel Spaß. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und wer seine Umwelt zu nutzen weiß ist an diesem Tag klar im Vorteil. Wir sind nicht alleine hier draußen. Die Erzieherinnen-Gruppe singt und trommelt Liedchen und immer wieder joggen Schulgruppen vorbei – alle genießen das kalte aber sonnige Frühlingswetter.


Am Nachmittag joggen auch wir etwas durch die Gegend. Wir folgen Len brav von einem Spot zum nächsten: Es geht um Emergency Shelter ohne Plane. Welche Stellen eignen sich besonders für improvisierte Lager? Felsen, Mauern, große Wurzeln oder Baumstümpfe, dünne, große, biegsame Bäume.

Und dann dürfen wir natürlich selbst welche bauen. Wir entscheiden uns für einen großen starken Baum mit langen, tiefhängenden Ästen, der die perfekte Basis für unser “Haus” wird. Wie die Kinder springen wir durchs Unterholz und sind schwer damit beschäfftigt das richtige Material zu beschaffen. Altes Holz bricht, also

 

müssen die dünnen, langen Bäume gefällt werden. Her mit der Axt. Zuerst wird eine stabile Längsstruktur gebaut und mit Seilen oben fixiert. Dann werden vorsichtig die Querstreben eingefädelt. Was für ein Spaß! Wir hätten wohl noch stundenlang weiterbauen können..


Die Grundsteine sind gelegt. Auf dem nächsten großen Trip müssen wir nun mit Plane, Seilen, Natur und unseren neu erworbenen architektonischen Fertigkeiten zurecht kommen. Zelte bekommen wir keine mehr.. Aber wer brauch die auch schon?!